Montag, 14. September 2009

Tag 22 bis Tag 26

Tag 22, Mittwoch-09.09.2009

Der Zug nach Prince Rupert fährt heute um 12.45 Uhr in Jasper ab. Also eigentlich genügend Zeit. Wir packen unsere Sachen trotzdem schon früh zusammen und fahren nach Jasper rein, da wir noch über einen Bahnübergang müssen und die Güterzüge hier meilenweit lang sind, so das man schon mal `ne halbe Stunde dort verbringen kann.
Der Skeena Train besteht jetzt außerhalb der Saison nur noch aus 2 Aussichtswagen 1. Klasse, dem Wagen 2. Klasse (für uns) und einem Gepäckewagen, nicht mehr alzuviele Reisende jetzt.
Beeindruckend ist das Zugpersonal und der Service. Für jeden Wagen ein extra Schaffner oder besser Serviceangestellter. Diese knipsen hier nicht nur die Fahrkarten ab, sondern versorgen einen mit Informationen während der Zugfahrt oder buchen einem schon mal das Hotel für die nächste Übernachtung. Ein echter Reisezug ebend.
Und so tuckelt unser Zug also mit gemächlichen 60km/h durch die Berge. An besonderen Sehenswürdigkeiten, wie zum Beispiel den Mount Robson (der höchste Berg hier mit knapp 4000m) fährt der Zug im extra Schneckentempo vorbei, damit alle ihre Bilder schiessen können. Leider ist die Sicht heute bescheiden und der gesammte Himmel zugehangen.
Es geht vorbei an den Rocky Mountains und den Cariboo Mountains, entlang des Fraser Rivers. Endstation für heute ist
Prince George, dort übernachten wir und auch der Zug. Unsere Schaffnerin hat uns im Zug schon mit Material über günstige Übernachtungen in der Stadt versorgt.
So kommen wir bei Regen hier an, bis zum nächsten billigen Motel sind es aber nur knapp 300m. Dort erwartet uns noch ein genial schillernder Sonnenuntergang,
die Wolkendecke ist dann doch noch etwas aufgerissen.


Tag 23, Donnerstag-10.09.2009

6.00 Uhr aufstehen, denn unser Zug fährt um 8Uhr weiter. Frühstück gibts gleich um die Ecke, Bacon and Egg, typisch amerikanisch.
Von der Schaffnerin werden wir wie alte Bekannte begrüßt. Als sie erfährt das wir bis New Hazelton wollen und den Rest der Strecke bis Prince Rupert dann mit dem Fahrrad erkunden wollen,
ist sie gleich Feuer und Flamme und versorgt uns mit Informationsmaterial über die Gegend.
Die Fahrt an sich ist heute etwas trister, es geht durch viele Birken-und Nadelwälder, keine große Sicht, ab und zu liegt neben der Strecke ein großer See oder das nächste Sägewerk.
In New Hazelton kommen wir mit einer Stunde Verspätung um 16.30 Uhr an. Einen wirklichen Bahnhof gibts hier nicht und auch der Zug hält hier normalerweise nur auf besonderes Verlangen.
Wir sind jetzt hier am nördlichsten Punkt unserer Route angekommen. Nicht weit von hier biegt ein Highway ab, der nach Alaska bzw. zum Yukon führt.
Zunächst sieht es so aus als ob hier der Hund begraben ist. New Hazelton ist nur ein kleiner Ort mit 600 Einwohnern.
Das Info-Center hat leider geschlossen, scheinbar dauerhaft außerhalb der Saison.
8 km wieter kommen wir dann auf unserem Campground an, wo wir zunächst die einzigen Gäste sind. Dafür liegt der Campground allerdings sehr schön, gleich neben einem Flußbett und ist außerdem am Eingang schon mit Totempfählen geschmückt.
Wir sind in Indianergebiet. Gleich nebenan liegt ein original aufgebautes Indianerdorf, welches wir am nächsten Tag besuchen wollen.
Ca. 1 Stunde nach uns trifft noch ein Caravan ein, wie sich rausstellt 2 weitere Deutsche. Das Pärchen kommt aus der Gegend bei Bremen. Beide sind sehr nett und so kommt schnell ein Gespräch in Gang.

Tag 24, Freitag-11.09.2009

Am Morgen werden wir von den Bremern zum zweiten Frühstück eingeladen, kann ja nicht schaden. Im alten Indianerdorf treffen wir uns wieder und bekommen eine teilweise deutsche Führung
und tiefere Einsichten in das Leben der Giksan. Ein Volk das heir seßhaft geworden ist und in Langhäusern aus Holz gelebt hat. Bis 1870 hatte dieser Stamm keinen Kontakt zu den weißen Einwanderern
und konnte so viel von seiner Kultur vor dem Vergessen retten. Heute gibt es hier wieder eine Werkstatt in der traditionelles Indianerhandwerk gelehrt wird und wo die Totempfähle entstehen die die ganze Gegend hier verzieren.
Nach Verabschiedung von den Bremern geht es dann noch nach Old Hazelton, welches sich noch ein bißchen Charme aus der Pionierzeit erhalten hat. So sieht man hier noch ein paar Holzhäuser im alten Stil. Etwas später geworden gehts dann per pedes weiter Richtung Prince Rupert. Wir haben noch 270km vor uns.
Unterwegs werden wir vom Regen überrascht und finden zu unserem Glück ein scheinbar verlassenes Anwesen. Großzügig eingerichtet mit Pavillon und sogar einer Bühne aus Holz gezimmert und einem großen Schild "For Sale". Keiner zuhause, also ideal für uns um vor der Nacht und dem Regen unterzuschlüpfen.
Die Bühne bietet einen idealen Schlafplatz. Leider haben wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Nach ca. 1 Stunde erscheint plötzlich ein Wachhund, der wohl vorher sein Nickerchen irgendwo hinter dem Haus gehalten hatte und fängt ein nicht mehr enden wollendes Gebelle an, bleibt aber immer schön auf Distanz.
Eins ist klar, den werden wir nicht los bis wir vom Grundstück verschwunden sind. Schweren Herzens ziehen wir den kürzeren und geben unseren trockenen Schlafplatz hier auf und bauen unser Zelt dann doch in einiger Entfernung vom Haus auf.

Tag 25, Samstag-12.09.2009

Das Wetter scheint nicht besser zu werden. So wie der Vortag aufgehört hat, beginnt auch dieseer Tag. Es regnet zwar noch nicht aber es ist allse bewölkt.
Wir beschließen erstmal weiter zu fahren und bei Stops zu trampen. Nach 40km haben wir Glück und ein Pickup nimmt uns noch 50km nach Terrace mit. Dort ist die Wolkendecke
aufgebrochen und wir sehen endlich wieder ein Stück blauen Himmel, das steigert den Elan enorm und wir versuchen mit dem Fahrrad heute noch ein Stück weiter zu kommen.
Es geht entlang dem Skeena River, der zusammen mit den ihn umgebenden Bergen ein prächtiges Panorama zum radeln bietet. Selbst auf den hier "nur" ca. 1000m hohen Bergen gibt es kleiner Gletscher. Bei einem Stop bei dem ich unten am Fluß Bilder schieße, bemerkt Christoph plötzlich einen jungen Schwarzbären, der gemächlich über die Straße trottet und dann im Gebüsch verschwindet.
Ein uns entgegen kommender Radler erzählt uns das in ca. 50km Entfernung die nächste Campmöglichkeit besteht. Da wir Sehnsucht nach einer heißen Dusche haben, treten wir nochmal in die Pedalen und
kommen ca 18 Uhr dort an. Der Campground ist völlig leer und hat auch heute den letzten Tag geöffnet. Dementsprechend fast unfreundliche werden wir vom Verwalter empfangen, der sich scheinbar schon über seine arbeitsfreie Zeit gefreut hatte.
Erst nach energischen Worten bekommen wir Zugang zu den Duschen im Hauptgebäude.

Tag 26, Sonntag-13.09.2009

Letzte Etappe nach Port Rupert. Wir haben noch ca.95km zu bewältigen. Unser Gasteber auf dem Campground ist heute morgen ganz freundlich und so erzählt er uns bei einer Tasse Kaffee etwas über eine besondere Bärenart hier in der Gegend.
Weiße Bären, sogenannte Spirit Bears ( Geisterbären), eine Anomalie der Schwarzbären hier. Auch Lachse soll es noch im Skeena geben, noch 2 bis 3 Wochen geht hier die Angelsaison, der wohl größte Nationalsport der Kanadier.
Der Himmel heute ist wieder völlig bewölkt und grau, kein Fotowetter. Es geht weiter entlang dem Skeena, der mit seinen naturbelassenen Ufer- und Auenlandschaften beeindruckt. Kurz vor Prince Rupert kommen wir an einigen urigen kleinen Seen vorbei, an denen einige Fleigenfischer emsig tätig sind.
Bis 17 Uhr schaffen wir es nach Prince Rupert. Dort steigen wir im Pioneer Hostel ab, das uns schon im Skeena Train empfohlen wurde. Und das völlig zurecht.
Das Hostel ist fast das Sehenswerteste an Prince Rupert. Ein wirklich liebevoll eingerichtetes kleines Holzhaus mit nettem Ambiente.
Nach kurzem Rundgang in der Stadt an dem das Bemerkenswerteste der Sonnenuntergang an der See war, wollen wir unseren Tag heute zeitig beschließen, wir müssen morgen 6Uhr an der Fähre nach Port Hardy sein, wo es mit der Inline Passage wieder nach Süden auf Vancouver Island geht.

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